Der Medienbericht über den Börsenrückgang am 5. August 2024 zeigt, wie unterschiedlich die Ereignisse interpretiert werden. Während N-TV titelt: „Tech-Aktien unter Druck: Die Gründe für den Börsenrückgang“, schreibt Focus: „Wann der Börsencrash endet – und was Sie diese Woche tun sollten“. Diese Schlagzeilen spiegeln eine erhebliche Abwärtsbewegung in vielen Aktienkursen wider.
Aktienkurse repräsentieren den Preis, den Investoren bereit sind, für Anteile an einem Unternehmen zu zahlen. Diese Preise werden von den Marktteilnehmern bestimmt, die auf Grundlage von Vertrauen oder Skepsis gegenüber dem Unternehmen und dessen Zukunftsplänen handeln. Zu diesen Überlegungen gehören auch Umsatz, Gewinn und weitere Kennzahlen.
Der Preis einer Aktie kann auch von der rechtlichen Lage eines Unternehmens abhängen, wie es bei Uber oder Airbnb der Fall ist. Hierbei kann die Unsicherheit über die zukünftige Legalität der Geschäftsmodelle den Aktienkurs beeinflussen.
Ein Börsencrash zeichnet sich dadurch aus, dass die Aktienkurse in sehr kurzer Zeit – oft innerhalb weniger Minuten – stark fallen. Dieser Preisverfall ist jedoch nicht das Resultat eines plötzlichen, realen Wertverlustes des Unternehmens, wie etwa durch das Vernichten von Vermögenswerten. Vielmehr entsteht er durch den veränderten Glauben der Investoren an den Wert des Unternehmens.
Die Abstraktheit des Aktienkurses lässt sich am Beispiel von Apple verdeutlichen. Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Apple einen Umsatz von rund 383 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 97 Milliarden US-Dollar. Die Marktkapitalisierung, also der Gesamtwert aller Aktien des Unternehmens, beträgt etwa 3,22 Billionen US-Dollar. Würde jemand Apple zu diesem Preis kaufen, müsste er bei gleichbleibenden Gewinnen etwa 33 Jahre warten, bis er die Investition ausgeglichen hat. Selbst bei steigenden Gewinnen würde dies mindestens 25 Jahre dauern. Der Aktienkurs spiegelt also eher die erwarteten zukünftigen Gewinne wider als den aktuellen Unternehmenswert.
Neben der realen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens spielen auch die Prognosen von Analysten eine entscheidende Rolle. Diese Experten versuchen, den zukünftigen Umsatz, Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vorherzusagen. Diese Prognosen sind jedoch nicht unfehlbar. Wenn ein Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht erfüllt, sinkt in der Regel der Aktienkurs, unabhängig davon, ob das Unternehmen tatsächlich schlechtere Ergebnisse erzielt hat oder die Erwartungen unrealistisch waren.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen gemütlich auf dem Sofa, und jemand neben Ihnen beschwert sich, dass Sie seine Erwartungen nicht erfüllt haben, weil Sie ihm kein Bier gebracht haben. Plötzlich wird Ihnen weniger Wert beigemessen – ein Szenario, das zeigt, wie irrational der Aktienmarkt manchmal sein kann.
Letztlich sagt der Aktienkurs wenig über die tatsächliche finanzielle Lage eines Unternehmens aus. Vielmehr spiegelt er wider, wie viel Investoren bereit sind, für Unternehmensanteile zu zahlen – eine Entscheidung, die stark von subjektiven Erwartungen und (oft fehlerhaften) Prognosen beeinflusst wird.
Ein „Börsencrash“ ist daher kein tatsächlicher Einbruch des realen Unternehmenswertes, sondern eher eine kollektive Reaktion der Marktteilnehmer, die oft auf externe Faktoren zurückgeführt wird, um persönliche Anlagefehler zu rechtfertigen.
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