Yaesu, Icom und Kenwood, das sind die drei Könige der Amateurfunk-Transceiver. Drei Hersteller, die jeweils unterschiedlich die Geräte designen, konzipieren und bauen. Ich beschreibe hier einige Kurzwellen-Geräte, von den ich etliche auch schon mal besessen habe oder immer noch besitze und nutze.
Klar, es gibt noch weitere Hersteller, wie Elecraft, Ten-Tec usw, diese sind aber recht speziell und meist teurer.
Auf dem Gebrauchtmarkt tümmeln sich Unmengen an gebrauchten Geräten, neuer, älter… und sehr alt. Auch der Zustand variiert von Gerät zu Gerät, abhängig von der Einstellung der Vorbesitzer. Einige pflegen ihre Geräte, die anderen nicht so besonders. Darauf sollte man als erstes achten. Sehr viele Kratzer, völlig vedreckte Regler und Knöpfe sind schon mal die ersten Zeichen für schlechte Pflege. Diese sollte man meiden, ausser man weisst, was man tut. So einen TRX muss man dann nach dem Kauf erstmal reinigen.
Abgleich und Aufwand
Einen Abgleich können alle nötig haben, ob von Aussen sauber oder nicht, sei es nur die Referenzfrequenz, um genau auf der Frequenz zu liegen. Viele der Geräte (z.B. die ganze Yaesu GX-Serie) sind schlecht zu öffnen, sie bestehen z.B. aus 2 oder mehr Teilen, die per Scharniere aufgeklappt werden. Dabei muss man auf Kabelverbindungen achten und der Abgleich gestaltet sich schwierig. Der Yaesu FT-900 ist auch nicht gerade Wartungsfreundlich. Einige TRX, wie der Kenwood TS-830 sind zwar sehr gut, erfordern eventuell aber manchmal neue Röhre(n) und dadurch auch Arbeit an sehr hohen Spannungen (bis über 1kV), was nicht jedermanns Sache ist. Deswegen versuche ich hier Transceiver auszuklammern, die zwar in die Preiskategorien reinpassen würden, aber sehr viel Arbeit mit Abgleich erfordern. Auch alle Röhren-TRX lasse ich aus. Andere wiederum können Defekte Teile haben, die schwierig oder gar nicht mehr aufzutreiben sind.
Rauchergeräte im Shack
Viele Funkamateure sind Raucher. Geräte, an den geraucht wurde (es reicht schon in dem Raum/Wohnung) sollte man eigentlich nicht kaufen. Man erkennt sie am Belag am Gehäuse, Display, S-Meter und eigentlich allem. Ausserdem riecht man es, denn sie riechen halt wie ein abgestandener Raucherzimmer. Auch im Inneren sind sie meist mit Belag behaftet, der mit Hausmitteln nicht so einfach zu reinigen ist. Deswegen sollte man solche Geräte meiden, auch wenn man selbst ein Raucher ist, aber z.B. nur woanders (und nicht im Shack) raucht.
Allgemeiner Funktionsumfang
Alle von den hier beschriebenen TRXen haben Kurzwelle, einige 6m, und noch wenigere haben 2m oder 70cm. Manche brauchen für FM ein extra-Board, manche haben es gar nicht, was für FM-Repeater auf 10m nicht gerade förderlich ist. Auch alle haben mind. 100W Output, von einigen gibt es aber QRP (meist 10W) Versionen, teilweise passiv gekühlt.
Kosten und Gebrauchtpreise
Wenn man einen gebrauchten kaufen möchte, muss man sich erstmal im Klaren sein, wieviel Geld man aufwenden möchte. Ich teile es einfach mal in etwa 5 Gruppen auf:
- Bis etwa 300€, alte, meist sehr strapazierte Geräte, die man aber für den Anfang nehmen kann, wie z.B. Kenwood TS-120 bis 440, Icom IC-731, basis, aber funktionieren und man damit genauso schön funken
- Bis etwa 500€, einfach, meist Mobiltransceiver, oder ältere Stationsgeräte, hier als Beispiel Kenwood TS-450, Icom IC-751(A), IC-706(alle), Yaesu FT-100, FT-840, FT-450, seltener ein eingebauter Tuner, meist nur 1-2 Filter
- Bis etwa 800€, komfortabler, man bekommt in dieser Preisklasse schon einiges geboten, etwa Kenwood TS-570(D), Icom IC-7410, Yaesu FT-990, meist ist da schon ein eingebauter Tuner drin, einige Filter zur Auswahl
- Bis etwa 1100€, meist schon sehr hochwertige und neuere Geräte, die einfach irgendwo ausgedient haben, wie z.B. Yaesu FT-1000(D,MP,usw.), FT-950, Kenwood TS-590, Icom IC-7300, IC-756 Pro3, meist sehr viele Filtermöglichkeiten, DSP oder sogar SDR
- Über 1100€, hier sind auch fast neue (relativ), volldigitale Geräte zu finden, wie der Icom IC-7600, Yaesu FT-2000, Kenwood TS-2000, TS-950, es sind schon ordentliche Geräte, die sehr viele Möglichkeiten bieten
Diese Geräte nicht kaufen
Einige Geräte würde ich nicht kaufen, weder neu noch gebraucht. Dazu gehören schlecht zu wartende TRX, Röhrengeräte (auch nur Endstufe) und auch die, die in jetzigem Alter schon auseinander fallen.
- Yaesu xxx GX – diese Serie ist wie ein Buch aufgebaut, und dementsprechend ist die Wartung schwierig, man muss die aufklappen und penibelst auf die Verkabelung achten.
- Yaesu FT-900 – sehr stark komprimiert, schwierig zu warten, da einiges ausgebaut werden muss, oder liegt frei fliegend. Man kommt beim geöffneten Gerät nicht gleichzeitig an alles dran.
- Alle Röhrengeräte und alle Hybride, also transistoriert, aber mit Röhrenendstufe. Diese arbeiten mit ziemlich hoher Spannung (bis zu 1kV) und man kann schnell und laut sterben und es nicht mal mitbekommen.
- Ältere Geräte, die Probleme auf oder mit dem Frontpanel haben, wie stark knacksende Lauststärkeregler, oder (teil)defektes Display. Die Ersatzteile müssen bei Frontpanels meist original sein, und diese sind schwer bis gar nicht mehr zu bekommen.
To be continued…
Zusatzgeräte und Zubehör
Dazu rechnen kann man z.B. ein neues Mikrofon (30-100€), ev. einen Antennentuner (bis 200€), Antennenkabel (etwa 1€/m) und die Antenne selbst, für Kurzwelle bevorzugt etwas aus Draht, was nicht viel kosten sollte (etwa 20€). Meist auch ein Netzteil (etwa ab 40-50€). Zusammen kann man also ab etwa 500€ auf Kurzwelle QRV werden. Nach oben ist natürlich kein Limit gesetzt ;)
Reinigung nach dem Kauf
Bei der Reinigung benutze ich immer die Baby-Feuchttücher von Hipp, sowie für die Regler einfach Wasser mit Seife und eine Bürste. Damit bekommt man schon fast jeden Dreck weg. Die Regler und Knöpfe sollte man vorher abziehen, und in einer Schüssel mit Wasser und Seife mit der Bürste reinigen, dann trocknen und wieder dran machen. Während sie trocknen kann man mit den Feuchttüchern das Gehäuse, Display, etc. reinigen. So bekommt man auch ein von Aussen versifftes Gerät recht gut gereinigt.
Mechanische Instandsetzung
Einige der Regler können schwergängig sein, die Potentiometer können knacksen, Schalter nicht richtig schalten und der VFO-Knopf kann etwas Spiel haben. Das sind aber alles Sachen, die man auch mit einfachen Mitteln wieder aufbereiten kann. Aber auch den Staub aus dem Inneren sollte man mit Druckluft rauspusten, da er die Wärmeabfuhr behindert und einige Teile schneller altern lässt. Die Potentiometer und Drehregler kann man an den Achsen mit WD40 reinigen und dann einschmieren oder einölen.
Listen und weitere TRX
Kenwood TS-120 – sehr netter TRX für Anfänger, ohne WARC-Bänder, gibt es auch als V Version mit 10W, passiv gekühlt.
Kenwood TS-130 – die nächste Version vom 120er, dafür mit WARC Bändern und paar Funktionen mehr. Analoges VFO, nur AFU-Bänder.
Icom IC-726 – gutes kleines Gerät, hat auch 6m. Leicht und relativ klein, trotzdem 100W. Man sollte die Speicherbatterie wechseln. Aufrüstbare CW-Filter.
Icom IC-731 – gutes kleines Arbeitstier, etwa wie IC-736, hat nur kein 6m, dafür mehr Einstellmöglichkeiten.
Kenwood TS-440 – letzter aus der “ersten” Reihe, nicht so berauschend gut, kann aber, nach Abgleich gut verwendet werden.
Kenwood TS-450 – sehr schöner Stations-TRX, sollte mindestens die SSB-Filter haben in den beiden ZFs. Gepflegt arbeitet er sehr gut.
Icom IC-751 – gibt es auch als bessere A Version. Hat Probleme mit Speicher und Batterie. Wenn man es leer laufen lässt, dann verliert er seine Programmierung und kommt nicht mehr wieder hoch. Dafür sollte er PIEXX Board haben, dann passiert es nicht. Ansonsten ein Top-TRX für seinen Preis.
Icom IC-751A – der bestbewertete TRX bei eham.net. Ansonsten wie IC-751. Äusserlich gleich, innerlich unterschiedlich.
Icom IC-706 – den gibt es in verschiedenen Versionen, vom ersten 706 bis 706MKIIG, der auch 70cm hat. Sollte die Extra-Filter haben. Sehr solides Arbeitstier. Hier kann man kaum was falsch machen. Das Frontpanel kann leicht wackelig sein, man kann aber mit paar Schichten Klebebank nachhelfen.
Icom 706MKIIG – die letzte Version von dem IC-706. Hat auch 2m/70cm und sonst alle Optimierungen drin. Sollte den TCXO und Filter drin haben.
Yaesu FT-100 – ein solider mobiltransceiver, gibt es auch als D Version, solider mobil-TRX
Yaesu FT-840 – ein basis-Stationstransceiver. Hat nicht viel, hält aber viel aus. Sollte unverbastelt sein, und mit FM-Board.
Yaesu FT-450 – ist der kleine Bruder von dem FT-950, kleines Eierlegendes-Woll-Milch-Meerschweinchen. Hat ZF-DSP und eingebauten Tuner. Sollte er keinen haben, so wurde er entfernt.
Kenwood TS-570 – letzter der Serie mit Analog, danach kam der TS-590. Dieser hier ist auch sehr gut, man kann hier auch wenig falsch machen, wenn er gut erhalten ist und alle Filter hat.
Icom IC-765 – ein riesiges Schiff. Wer alles in Gross mag, ist hier richtig. Je mehr Filter, desto besser. Sollte eingebautes Netzteil haben.
Icom IC-746, 746PRO, 7400 – eigentlich fast der gleiche TRX, die erste Version, die PRO ist die zweite (aus USA) und der 7400 ist die EU Version von 746PRO. Hat auch 2m, all-mode, aber sollte CR-338 haben, ansonsten sehr ungenau auf 2m.
Icom IC-7410 – ein guter Nachfolger von dem IC-746, sollte beide Roofing-Filter drin haben. Hat einen ZF-DSP, ist im Prinzip wie der 7600, nur mit weniger Display.
Yaesu FT-990 – kleiner Bruder von dem FT-1000, hat nicht so viele Funktionen, geht aber auch gut.
Yaesu FT-1000 – ist in allen Versionen gut und sehr ausgereift. Ab MP hat er auch DSP, die recht gut ist, trotz Alters. Hat trotzdem noch Filter, je mehr, desto besser. Antennentuner braucht manchmal bisschen Öl.
Yaesu FT-1000MP – sehr gutes Gerät, stabil, sollte alle Filter haben. Hat DSP, die nicht blechernd klingt, und man kann zwischen analog und digital umschalten, bei RX und TX. Hier kann man, bei guter Erhaltung, auch nichts falsch machen. Die kleinen Drehgeber neigen zum Prellen.
Yaesu FT-950 – gutes, solides Gerät. Yaesu-typische Bedienung, Menü leicht komisch, weil fast alles abgekürzt. Sonst top Gerät. Alle Roofing-Filter sollten drin sein.
Kenwood TS-850 – kleiner Bruder der TS-950 Serie, gutes Gerät, nur die kleineren Drehknöpfe können brechen.
Kenwood TS-590S – digitaler Nachfolger von TS-570. Hat sehr viele Optionen, gibt es auch in einigen Versionen.
Kenwood TS-590SG – optimierte Version von TS-590S. Einfach kaufen, da kann man nichts falsch machen. Sollte aber den TCXO eingebaut haben.
Icom IC-7300 – ja, die Eierlegende-Woll-Milch-Sau gibt es schon gebraucht, kann alles, hat alles.
Icom IC-756 Pro III – das ist die letzte Version des IC-756, danach kam nichts mehr aus der Serie. Man kann hier wenig falsch machen, man sollte nur aufpassen, dass alles (inkl. dem Tuner) funktioniert. Sehr guter Empfänger und Sender. Fast ein Referenzgerät.
Icom IC-7600 – der letzte Schrei in der Preisklasse vor dem IC-7300. Hat zwei Empfänger, alle möglichen Filter per ZF-DSP. Sollte nur sauber sein und das Display unzerkratzt. Hier kann man nicht viel falsch machen. Von Technik her intern fast wie IC-7410, nur mit mehr Display und mit Spektrumanzeige.
Yaesu FT-2000 – im Prinzip wie der FT-950, nur mit 2 Empfängern und einiges grösser. Gross und schwer, ganz viele Regler.
Yaesu FT-2000D – wie FT-2000 nur mit 200W und mit externem Netzteil (sollte dabei sein).
Kenwood TS-2000 – spezielles Gerät, muss man mögen. Technisch recht gut. Man muss selbst abwägen, ob man die geschwungene Beidienplatte mag. Mit TH-D72 kann remote-Betrieb über Funk erfolgen.
Kenwood TS-950 – in allen Versionen (grösste ist SDX) eine gute DX-Maschine. Gross und schwer.
Yaesu FT-847 – gutes, relativ einfaches Gerät, hat auch 2m/70cm in all-mode. Sollte die SSB und CW Filter von Collins eingebau haben.
To be continued…
Test und Checks beim Kauf
Sollte man das Glück haben ein Gerät kaufen zu können und gleichzeitig auch sofort selbst abholen, so sollte man einige Tests durchführen, bevor man das Geld übergibt und mit dem Funkgerät nach Hause fährt. Das erspart einiges an Ärger damit später.
- Gerät einschalten, bei Möglichkeit alles zurücksetzen (CPU Reset)
- Alle Regler auf Standard einstellen, wie in der Bedienungsanleitung
- Ev. eingebaute Filter wieder im Menü eintragen oder einschalten
- Display checken, ob alle Elemente sichtbar sind, besonders bei Zahlen
- Alle Regler auf Zentrierung und Rauschen testen, besonders Lautstärke
- Empfang sollte auf allen Bändern möglich sein, in etwa gleicher Stärke
- Auf allen Bändern sollte die volle Leistung rauskommen (am Dummy)
- Röhrengeräte liefern auf den höheren Bändern leicht weniger Leistung
- Eingebauter Tuner sollte am Dummy auf jedem Band anpassen können
- Saubere Modulation beim Senden in SSB, AM und FM (wenn vorhanden)
- Die PLL sollte in ganzen Bändern normal einrasten, ohne Aussetzer
- Preamp und ATT testen, sollten auch normal funktionieren, knackfrei
- RF-Gain und Squelch testen, RF-Gain muss leicht soft, SQL scharf sein
- Notch testen, Auto oder Manual, sollten pfeifende Geräusche mindern
- Auf einer AM Radiostation sollte LSB und USB gleiche Tönhöhe liefern
- Switch zwischen LSB und USB auf freier Frequenz muss gleich klingen
- Beim Senden in LSB und USB muss die Sprache auch jeweils gleich sein
- Mikrofon, wenn mitgeliefert, muss knackfrei PTT schalten und klingen
- Hintergrundbeleuchtung und Panelbeleuchtung muss hell genug sein
- Anschlüsse hinten sowie vorne dürfen keine Wackelkontakte haben
- Frequenzgenauigkeit nach Aufwärmen soll im Bereich um +/- 5Hz sein
- Interne Speicherbatterie sollte in Ordnung sein, für Memory und Uhrzeit
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